Zuhören-Korb 2025

Bericht Zuhör-Korb 2025

Das Thermometer zeigt angenehme 24°, als ich vom Deich aus den weiten Blick über den Friesenstrand einatme. Menschen kommen mir vom Strand aus entgegen: Flip Flops, Eis in der Hand, Sonnenbrille. Nordseesommer. Trotzdem, jetzt Ende August liegt auch schon Herbstliches in der Luft.

Für den Zuhör-Korb ist heute am 31. August die letzte Schicht gelaufen. Ich bin gekommen, um die Körbe wieder abzutakeln. Für die letzten Wochen der Saison gehen sie noch einmal in den normalen Verleih-Betrieb.

An den Körben treffe ich Hannah Brankow (27). Sie arbeitet als Agrarwissenschaftlerin bei der Landwirtschaftskammer Niedersachen und hat an den letzten beiden Tagen Dienst im Zuhör-Korb getan. Sie ist eine der 15 ehrenamtlich Mitarbeitenden im Team und in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. Als sie im Frühjahr den Aufruf zur Mitarbeit im Gemeindebrief las, fand sie das spannend. Das Vorbereitungstreffen bestärkte sie darin, sich der neuen Aufgabe zu stellen. Ansonsten sei sie neugierig, aber ohne große Erwartungen an die Sache herangegangen.

Im Unterschied zum Vorjahr konnte das Team 2025 die Körbe in den Monaten Juli und August an allen 7 Tagen der Woche besetzen. Jeweils von 13 - 17 Uhr stand eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter zur Verfügung, um Interessierten zuzuhören. Einfach so. „Manchmal tut es gut, sich einfach etwas von der Seele zu reden“, - so haben wir die Zielrichtung in unseren Flyern beschrieben. Da sein, wenn eine Urlauberin, ein Einheimischer das Gefühl hat: Ich brauche jetzt jemanden, der mir zuhört.

Das Team berichtet in der internen Chat-Gruppe immer wieder, dass das Angebot bei den Vorbeigehenden auf viel Zustimmung stößt. „Schön, dass Ihr als Kirche da seid, hier mittendrin am Strand.“ Denn manchmal brechen gerade in den „schönsten Wochen des Jahres“ Dinge auf, die gar nicht so schön sind. Dafür sind wir mit unserem ökumenischen Projekt von katholischer und evangelischer Urlauberseelsorge in Butjadingen da, unter tatkräftiger Unterstützung der Tourismus Service Gesellschaft Butjadingen (TSB). Sie stellt die Strandkörbe zur Verfügung und bewirbt das Angebot.

Hannah Brankow hat fünf Schichten übernommen, vorwiegend am Wochenende. Dabei hat sie insgesamt drei intensive Gespräche geführt. Eines ergab sich vor Ort, zwei weitere Menschen haben sie gezielt aufgesucht. Trotzdem war dann auch in vielen Stunden nichts los, sie hat einfach gewartet, ob jemand kommt, jemand nachfragt, sich ansprechen lässt.

Wie sie auf ihre Zeiten im Zuhör-Korb zurückblicke, frage ich sie, bevor wir die Fahne für dieses Jahr einziehen und die Sachen zusammen packen. Zum einen sagt sie: „Ich fühle ich mich durch die intensiven Gespräche mit mir völlig fremden Menschen beschenkt. Sie haben mir viel erzählt, wir sind ins Gespräch gekommen, das waren wirklich gute Gespräche, auch für mich.“ Und wenn keiner da war? „Auch wenn keiner kam, habe ich die Zeit unheimlich genossen. Ich bin hier im Strandkorb so zur Ruhe gekommen wie sonst nie. Nichts, was ich tun musste. Nur sitzen, aufs Wasser gucken, warten. Solche Zeiten nehme ich mir sonst nie. Das hat mir gut getan.“

Ich bin beeindruckt, dass der Aufruf zur Mitarbeit auch in diesem Jahr große Resonanz fand. Menschen aus den Gemeinden und genauso aus ganz anderen Zusammenhängen. Verbunden in dem Anliegen: Anderen für begrenzte Zeit ihr Ohr zu schenken. Aus der Erfahrung heraus: Oft ist schon das Gold wert: Eine, einer, der mir einfach mal zuhört.

Anfang September kommt das gesamte Zuhör-Team, zu dem neben den Ehrenamtlichen auch 5 hauptamtlich Mitarbeitende aus evangelischen und katholischen Gemeinden gehören, zur Auswertung zusammen. Ich bin gespannt auf die Erfahrungen der anderen!

Dietmar Reumann-Claßen

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